Ein Fünftel der rheinland-pfälzischen Region Rheinhessen, die auch die waldärmste Deutschlands ist, ist mit Rebstöcken bepflanzt. Über 6.000 Winzer produzieren pro Jahr mehr als 2,5 Mio. Hektoliter Wein aus dem Ertrag von ca. 120 Mio. Rebstöcken. Von den 136 Gemeinden Rheinhessens betreiben lediglich Budenheim, Hochborn, Eich, Hamm und Nieder-Wiesen keinen Weinbau auf der eigenen Gemarkung.[4]
Rheinhessen ist zudem eines der traditionsreichsten Anbaugebiete, in dem bereits seit 20 v. Chr. Wein angebaut wird. In Nierstein befindet sich die älteste (742) urkundlich belegte Weinlage Deutschlands, der Niersteiner Glöck. Nach Errichtung des Bremer Ratskellers im Jahr 1405 wurden dort zunächst ausschließlich Weine aus Rheinhessen ausgeschenkt – der Gemeine und der Bessere.
Aus Rheinhessen kamen vor dem Ersten Weltkrieg Weine, die bei internationalen Auktionen Spitzenpreise erzielten. Der Niersteiner Riesling z. B. genoss einen legendären Ruf. Mitte bis Ende des 20. Jahrhunderts gab es allerdings eine Phase, in der zu sehr auf Quantität geachtet wurde, was den Ruf des rheinhessischen Weines nachhaltig schädigte. In diesem Zusammenhang wurde die Liebfrauenmilch aus der gleichnamigen Großlage mehrfach genannt.
Gegen Ende des 20. Jahrhunderts setzte jedoch ein Umdenken ein. Einer neuen Winzergeneration ist es zu verdanken, dass der rheinhessische Wein sich wieder eines guten Rufs erfreut. Rheinhessische Weingüter zählen zu den höchstdekorierten, und auch bekannte Weinkritiker und Weinführer heben die Qualität der Weine hervor. Meist handelt es sich um Riesling oder Silvaner, aber auch manche Rotweine werden gelobt. Kompromisslos auf Qualität setzenden Winzern (u. a. durch Ertragsbegrenzung, kontrollierte Vergärung usw.) gelingt es zunehmend, die geologische Vielfalt der Region zu nutzen und absolute Spitzengewächse zu erzeugen.