Viel beschrieben wurde der deutsche Wein. Rhein, Main, Mosel, Ahr, Nahe sind die Flüsse, entlang deren Ufer im Norden fast bis Bonn die Weinreben wachsen. Deutsche Rieslinge sind weltberühmt, die Qualitäten wurden in den letzten Jahren immer weiter verbessert. Einige Weinorte sind auch als Touristenzentren bekannt, z.B. Rüdesheim oder Bernkastel. Die "Deutsche Weinstrasse", die in der Pfalz über eine Länge von 85 km zahlreiche Weinorte verbindet, ist eine weitere Attraktion.
Während in den vergangenen Jahrzehnten die Qualitäten durch verschiedene Skandale und den verhängnisvollen Trend hin zu süßen Massenweinen sehr stark gelitten hat, gilt dies heute bei Weitem nicht mehr. Terroirbetonte Weiß- und Rotweine, trocken oder bis in die Spitze der edelsüßen Gewächse sind wieder international hoch anerkannt. Einige Spitzenbetriebe geniessen Kultstatus vor allem im Ausland. Auf Auktionen werden für renommierte Auslesen und Beerenauslesen Spitzenpreise von mehreren Tausend Euro bezahlt. Der Aufwand, mit dem vielerorts in den historischen Steillagen große Weine produziert werden ist oftmals gigantisch. Mit der Weinhochschule in Geisenheim verfügt Deutschland über eine einzigartige Forschungs- und Lehranstalt mit internationalem Renommee.
Zudem macht sich in den vergangenen Jahren ein Generationswechsel in vielen Betrieben bemerkbar. Die Nachkriegsgeneration, die es so unendlich schwer hatte, mit dem Weinanbau Geld zu verdienen wird von einer auf die globalen Märkte der Topweine ausgerichteten jungen Generation abgelöst. Dieser Nachwuchs hat nicht nur Weinbau studiert, sondern war oft auch für längere Zeit im Ausland und bringt von dort Anregungen mit. Mehr als erfreulich ist dabei auch der hohe Frauenanteil bei den Jungwinzern, früher war das fast undenkbar. Neben der intensiven Bewirtschaftung der Weinberge werden heute auch alle wichtigen Kellertechnologien angewandt. Ein Ausbau der Rotweine in französischen Barriques ist dabei keineswegs mehr ungewöhnlich.
Es ist ein sehr gutes Zeichen, dass deutsche Weine wieder auf den Weinkarten der Spitzenrestaurants in aller Welt zu finden sind. Zwar können selbst Spitzenbetriebe bei den Preisen für ihre Gewächse noch nicht mit den französischen Top-Château mithalten, aber sie haben stark aufgeholt. Für weitere Investitionen und bei den hohen Kosten der Ertragsbeschränkungen, des Technologieeinsatzes und der notwendigen Marketingmaßnahmen ist eine sehr gute Wirtschaftlichkeit aber langfristig notwendig. Zudem ziehen hohe Preise für Spitzenweine auch die mittleren Qualitätsstufen nach oben. Mit der heute einfachen und klaren Klassifikation mit der Top-Kategorie "Großes Gewächs" hat der Verbraucher nun ein einfach zu verstehendes System vor sich, das Transparenz schafft. Mit all diesen Voraussetzungen ist der deutsche Weinbau eigentlich für die Zukunft gut gerüstet.